Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
Lao Tzu
Bereits die geringste Abweichung führt meilenweit in die Irre.
Wang Zongyue
Die Geheimnisse des Taiji sind nicht verborgen.
Huang Sheng Shyan
Sie sind nur zu klein, um gesehen zu werden.
Taiji gehört zu den inneren Kampfkünsten; das bedeutet, dass beim Training ein tiefer Bereich des Geistes/Verstandes aktiv ist und der Körper darauf reagiert. Im Gegensatz dazu stehen die "äußeren" Künste, bei denen die Aktivität des Körpers im Vordergrund steht während das Bewusstsein die Körperbewegung nur passiv wahrnimmt.
Um die "Geheimnisse" des Taiji für und in uns selbst zu finden, müssen wir schrittweise und nach einem durchdachten und erprobten Trainingsplan vorgehen, ansonsten sind die Erfolgschancen gering und die Gefahr, sich in Imaginationen zu verlieren, groß. Auch wenn der äußere Rahmen des Trainings gleich bleibt, trainieren wir innerlich auf jeder Stufe des Fortschritts anders.
Oberflächenbewusstsein beruhigen | Zunächst beruhigen wir den oberflächlichen Teil unseres Geistes (Alltagsverstand) wie beim Einschlafen; dann verwenden wir einen tieferen Teil unseres Geistes, um die subtilen Veränderungen des Körpers, der Kräfte und der Energie wahrzunehmen (durch die 5 inneren Sinne) und zu regulieren. |
außen > innen | Wir richten im Training unsere Aufmerksamkeit und Intention immer wieder neu auf das, was derzeit noch am äußersten Rand unserer Fähigkeiten liegt, während unsere Wahrnehmung im Hintergrund registriert, was wir tatsächlich erreichen. Die Differenz zwischen dem, was wir anstreben, und dem, was wir erreichen, ist der Bereich, in dem wir aktuell lernen. Dort versuchen wir feine Anpassungen herbeizuführen. Wenn wir das Gefühl haben, dass alles korrekt, sanft und mühelos funktioniert, dann findet kein weiteres Lernen mehr statt. Es ist daher wichtig, stets die Geisteshaltung eines Anfängers beizubehalten, sich immer wieder neue Ziele zu setzen und das Empfinden der eigenen Unzulänglichkeiten nicht entmutigend sondern als Ausdruck des Lernprozesses zu sehen.
Sich vertiefende Reihenfolge von immer feineren Prozessen/Wahrnehmungen, auf die wir unsere Aufmerksamkeit Schritt für Schritt richten:
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Geist geht der Bewegung voraus | Da im Zuge einer Bewegung die zeitliche Reihenfolge der Prozesse umgekehrt zur obigen Reihenfolge ist (zuerst Intention > Aktivierung der Muskeln > Entwicklung von Druck > Veränderung in den Gelenken > äußere Bewegung wird sichtbar), gehen wir mit fortschreitendem Training mit unserer Aufmerksamkeit immer weiter der äußerlichen Bewegung voraus und führen unser Bewusstsein dadurch auch schrittweise tiefer.
Xin erzeugt Yi, Yi bewegt Qi und wenn sich das Qi bewegt, folgt der Körper (Xin ~ Herz, Bewusstheit, Deep Mind / Yi ~ Intention, Wille / Qi ~ (Körper)energie). |
In den Alltag bringen | Es ist eine Sache, diese feinen Prozesse langsam und in ruhiger Umgebung in sich selbst zu finden, und eine ganz andere, sie in einer tatsächlichen Interaktion mit einem anderen Menschen im normalen Leben unter äußerem Druck beizubehalten bzw. auch im Gegenüber wahrzunehmen. Deshalb ist das Training so angelegt, die Prozesse Schritt für Schritt unter immer schwierigeren Bedingungen zu üben: zunächst allein in einfachen Bewegungen, dann in komplexen Bewegungen, dann in Interaktion mit einem Partner in festgelegten Bewegungen, dann im freierem Spiel mit dem Partner, um sie schließlich in unser tägliches Leben zu integrieren. |
Trainings-bestandteile |
5 Lockerungsübungen (Loosening Exercises nach Huang Sheng Shyan): lösen äußere Anspannungen auf und ermöglichen es, die verschiedenen Prinzipien in (relativ) einfachen, immer wiederkehrenden Bewegungen zu finden und zu vertiefen. Schwerpunkt des Training liegt auf den inneren Körperbewegungen (Stufe 1.1). Mehr zu den Schwerpunkten der einzelnen Übungen... Taiji-Form (ein festgelegter Bewegungsablauf): trainiert v.a. die Entwicklung der elastischen Kraft (im Gegensatz zur "harten" Muskelkraft). Zunächst lernen wir die kurze Yang-Form nach Cheng Man-ch'ing mit 37 Figuren, später trainieren wir auch die lange Yang-Form mit 108 Figuren und die schnelle Sanfeng Quaiquan Form (Quickfist) nach Huang Sheng Shyan. Schwerpunkt des Trainings sind Druck und Kräfte im inneren des Körpers (Stufe 1.2). Partnerübungen und Pushing-Hands (Tuishou): trainiert v.a. die Sensitivität, das Hineinfühlen und -hören in den Partner. Im Zentrum stehen dabei die 18 fixierten Pushing-hands Übungen von Huang Sheng Shyan. Schwerpunkt dieses Trainings ist die Energetisierung, Aktivierung der Muskeln und die erste Verbindung zum Partner (Stufe 1.3). Meditation: Die Übung der "Acht Pfade" harmonisiert Energiefluss und -verteilung im ganzen Körper. Weitere Meditationsschritte folgen. |
Körper - Energie - Geist |
Trainingsstufen und dabei zu trainierende Prinzipien:
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